IBA'27
Internationale Bauausstellungen (IBA) sind ein Instrument der Stadtplanung und des Städtebaus. Als Labore auf Zeit entwickeln sie soziale, kulturelle, ökonomische und ökologische Innovationen für den städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wandel in der jeweils ausrichtenden Region – wie auch als Vorbild für andere Regionen. In den mehr als hundert Jahren ihrer Geschichte haben sie sich zu einem international anerkannten Markenzeichen der Stadtplanung entwickelt, wobei eine IBA üblicherweise zehn Jahre läuft. Im Abschlussjahr werden dann die Projekte der internationalen Öffentlichkeit präsentiert.
Für die bevorstehende IBA’27 können sich Kommunen, Initiativen, Unternehmen und private Träger aus der Stadtregion Stuttgart seit Oktober 2018 mit ihren Vorhaben für die Aufnahme in das IBA‐Netz bewerben. Darin werden alle interessanten Projekte zunächst gesammelt.
Die IBA’27 wird gesteuert von der IBA 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH. Gesellschafter sind die Landeshauptstadt Stuttgart, der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, die Architektenkammer Baden‐Württemberg sowie die Universität Stuttgart.
Persönliche Bescheidübergabe durch die Parlamentarische Staatssekretärin Kaiser
Persönliche Bescheidübergabe durch die Parlamentarische Staatssekretärin Kaiser
Förderung von Investitionen in nationale Städtebauprojekte
Am Montag, den 27. Mai 2024, fand im Technikforum die Bescheidübergabe durch die Parlamentarische Staatssekretärin Elisabeth Kaiser statt. Mit der Bescheidübergabe ist die Stadt Backnang mit dem IBA-Projekt „Quartier Backnang-West“ nun Teil der Bundesförderung Nationale Projekte des Städtebaus. Im Rahmen des Förderzeitraums von fünf Jahren können nun erste Umsetzungsprojekte im Zukunftsquartier Backnang-West auf den Weg gebracht werden. Mit der Förderung begleitet die Stadt die privaten Projekte zur Sanierung des Hodum-Areals im Norden, sowie der Transformation der Fabrikstraße 45 im Süden des Areals. Als öffentliche Maßnahme wird der Murr-Aue-Park und die Konzeption zum ökologischen Hochwasserschutz entwickelt.
„Mit der Bescheidübergabe sind wir nun offiziell Teil der Bundesfamilie der Nationalen Projekte des Städtebaus. Dies ist für uns Motivation, das Zukunftsprojekt Backnang-West beharrlich weiter zu entwickeln. Uns freut insbesondere, dass wir nun die zum Teil bereits vorbereiteten privaten Maßnahmen unterstützen können“, betonte Oberbürgermeister Maximilian Friedrich in seiner Ansprache.
Für das gesamte Areal wurde zu Beginn des Jahres ein gemeinsam mit den Eigentümern und Fachbehörden weiterentwickelter Masterplan für die kommenden Jahre beschlossen. Das vielfach untergenutzte Gewerbegebiet birgt reichlich Potenzial für eine Neuinterpretation der produktiven Stadt mit Arbeiten und Wohnen am Wasser. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Konzeption zur Umsetzung des ökologischen Hochwasserschutzes entlang von 1.000 Flussmetern. Insgesamt sollen im Quartier Wohnraum für 1.300 Menschen und 1.500 Arbeitsplätze entstehen. „Mit der Programmaufnahme durch den Bund fühlen wir uns auf unserem eingeschlagenen Weg bestätigt“, so Oberbürgermeister Maximilian Friedrich.
Im Rahmen des Bundesprojektes arbeitet die Stadtverwaltung zudem mit der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) an einem integrierten Kreislaufkonzept zum nachhaltigen Umgang mit den Bestandsbauten und den Materialressourcen. IBA’27-Intendant Andreas Hofer dazu: „In der Qualifizierung bestehender Gewerbegebiete schlummern ungeheure Potentiale. Gemeinsam mit der Stadt, dem Bund und den Eigentümern entwickeln wir eine produktive Stadt der Zukunft, die Wohnen, Arbeiten, Freiraumqualität und Nachhaltigkeit verbindet. Für das Quartier Backnang-West eröffnet sich so die Chance, sich neu zu erfinden. Backnang ist damit ein gutes Beispiel dafür, dass bei der ganzheitlichen Entwicklung von Zukunftsquartieren komplexe Fragestellungen multidisziplinär bearbeitet werden müssen. Umso mehr freut es uns, dass der Bund dies wertschätzt und das Projekt unterstützt.“
Die Fördermittel aus der NPS-Förderung werden bei der Entwicklung eine wichtige Rolle spielen. Obwohl die Fördermittel inklusive des Eigenanteils der Stadt nicht die Gesamtkosten des Projekts Quartier Backnang-West decken, dienen sie als Initialzündung für eine langfristige und nachhaltige Entwicklung unserer Stadt.
„Backnang steht vor großen städtebaulichen Herausforderungen. Mit der Übergabe des Förderbescheids für das Quartier Backnang West ermöglicht der Bund, dies als Premiumprojekt des Städtebaus anzugehen. Hier wird Hochwasserschutz verbunden mit der qualitativ hochwertigen Gestaltung städtischer Grün- und Freiräume zu einem Impuls für die Stadt und kann national beispielhaft werden. Die dabei gestärkte Erlebbarkeit der Murr schafft eine neue lebenswerte Umgebung für die Bürgerinnen und Bürger", so die Parlamentarische Staatssekretärin Elisabeth Kaiser aus dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
Rahmenplan QWB
Rahmenplan QBW
Mit Beschluss vom 21.03.2024 hat der Gemeinderat den Rahmenplan zum Quartier Backnang West inklusive Mobilitätsstrategie beschlossen.
01_QBW_Rahmenplan_Dokumentation (PDF, 30,196 MB)
02_QBW_Rahmenplan_Plän (PDF, 20,072 MB)
03_QBW_Mobilitätsstrategie_mit Anhang (PDF, 46,432 MB)
Präsentation Teleinternetcafé Rahmenplan Vortrag ATU vom 14.03.2024 (PDF, 83,826 MB)
Präsentation Buro Happold Mobilitätsstrategie Vortrag ATU vom 14.03.2024 (PDF, 4,757 MB)
Der Rahmenplan bildet das räumliche und strategische Gerüst zur Transformation des Quartiers Backnang West. Aus ihm werden die Rahmenbedingungen zur Entwicklung abgeleitet, die Grundlage der Bauleitplanung und nachfolgenden von Hochbauwettbewerben sind. Das übergeordnete Ziel des Rahmenplans ist es, ein nutzungsgemischtes Quartier urbaner Dichte zu schaffen. Anknüpfend an bestehende Strukturen der ehemals industriellen Nutzung soll ein Teil der Bestandsgebäude erhalten und umgenutzt sowie im Sinne der produktiven Stadt mit innovativen Typologien für Arbeiten und Wohnen ergänzt werden. Derzeit versiegelte Flächen sollen im Zuge der Quartiersentwicklung zu qualitätsvollen privaten und öffentlichen Freiräumen transformiert werden. Insbesondere entlang der Murr sollen dabei hochwertige öffentliche Grün- und Freiflächen sowie Wegeverbindungen entstehen. Diese übernehmen zusätzlich die Funktion des Hochwasserschutzes für das Quartier und sie bieten vielfältige Aufenthaltsorte im öffentlichen Raum. Durch neu geschaffene Wegebeziehungen – insbesondere zur Innenstadt und zum Bahnhof – sowie durch die gezielte Stärkung des Fuß- und Radverkehrs, sollen alle Alltagsfunktionen vom Quartier aus in 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sein. Die Realisierung des ca. 17 Hektar großen Gebiets soll in Schritten umgesetzt werden. Der Rahmenplan sieht eine stufenweise Umsetzung in einem Zeitraum von 25-30 Jahren vor, die aber maßgeblich von der Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer abhängt. Grundvoraussetzung für die Realisierbarkeit des Rahmenplans, ist die Herstellung des Hochwasserschutzes an der Murr.
Im Zusammenhang mit der Erstellung des Rahmenplans wurde für das Quartier Backnang West eine Mobilitätsstrategie entwickelt. Diese soll einen Weg in die Zukunft weisen und aktiv beschreiten. Die städtebauliche Rahmenplanung soll als Blaupause für eine moderne Quartiersentwicklung dienen können und gleichzeitig Flexibilität für eine modulare Umsetzung sowie fortlaufende Anpassungsfähigkeit bieten. Die Mobilitätsstrategie begleitet, informiert und reflektiert die städtebauliche Rahmenplanung in Hinblick auf den Themenkomplex Mobilität und Erschließung. Es soll ein Mobilitätssystem konzipiert werden, welches kurzfristig robust und gleichzeitig langfristig zukunftsweisend sowie flexibel weiter zu entwickeln ist.
Indem sie das bestehende Gebäude auf seine Tragstruktur zurückführen und von störenden Ein- und Zwischenbauten befreien, legen die Architekten eine robuste Struktur für künftige gewerbliche Nutzungen im Bestand frei. Ergänzt wird das Haus um eine zweigeschossige Aufstockung, die – um 90 Grad gedreht – auf das oberste Geschoss gelegt wird und Wohnungen aufnehmen kann. Die künftigen Bewohner:innen haben Ausblicke auf das Wasser, aber auch zur Innenstadt Backnangs. Zusätzlich kann das Gebäude erweitert werden. Dafür schlagen die Architekten einen neuen Kopfbau nach Osten vor. Dieser kann mit einer Höhe von sieben Geschossen einen bis weit in die Stadt sichtbaren Auftakt im Quartier bilden.
Die Mobilitätsstrategie verfolgt fünf wesentliche Zielstellungen für das Quartier Backnang West:
- Die Nutzenden des Quartiers profitieren von vielfältigen Mobilitätsoptionen, ohne an einzelne Verkehrsträger gebunden zu sein.
- Die rahmengebenden Strukturen fördern gezielt den Umweltverbund (Fuß- und Radverkehr, ÖPNV).
- Die Entwicklung erschließungsbezogener Infrastrukturen folgt dem Leitmotiv der IBA‘27, eines sparsamen Umgangs mit Ressourcen.
- Das quartiersbezogene Kfz-Verkehrsaufkommen ist deutlich geringer als im Falle einer Quartiersentwicklung ohne strategische Lenkungsansätze, wodurch auch die Kfz-Verkehrsbelastungen im Umfeld geringer ausfallen.
- Das Quartier Backnang West vollzieht im Bereich Mobilität eine sowohl umfeld- als auch klimaschonende Entwicklung, die zukunftsweisend ist.
Um diese Ziele zu erreichen und gleichzeitig den heutigen Strukturen sowie den Interessen der Eigentümer gerecht zu werden, beschreibt die Mobilitätsstrategie einen phasierten Entwicklungsansatz, der sowohl kurzfristig tragfähig als auch langfristig ambitioniert ist. Die Mobilitätsstrategie entwirft hierfür eine push&pull-Strategie, die im Sinne der Zielstellung einerseits negativen Ausprägung des Verkehrssystems entgegengewirkt (push) und andererseits positive Ausprägungen des Verkehrssystems fördert.
Fabrikstraße 45: Wohnen über der Fabrik
Gemeinsame Medieninformation der Grundstücksgemeinschaft Carl Kaess, der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) und der Stadt Backnang.
Das Verfahren für das erste Gebäude im IBA’27-Projekt »Quartier Backnang West« ist entschieden. In einem von der Grundstücksgemeinschaft Carl Kaess zusammen mit der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) und der Stadt Backnang ausgelobten Werkstattverfahren sollten Konzepte zur Umnutzung und möglichen Erweiterung für das Bestandsgebäude Fabrikstraße 45 entwickelt werden. Beteiligt hatten sich vier eingeladene Büros. Die beste Lösung nach Meinung der Jury haben die Architekten Frohn und Rojas von der Planungsgesellschaft mbH FAR aus Berlin gefunden. Bis zum IBA-Ausstellungsjahr 2027 könnte dieser erste Baustein des neuen Quartiers realisiert werden.
Bereits 2021 ist für das Quartier Backnang West in einem internationalen städtebaulichen Wettbewerb eine städtebauliche Gesamtvision entwickelt worden. Teil des Konzepts ist das im Süden gelegene Teilquartier der »WohnFabrik«. Dieses Areal, zu dem das Gebäude Fabrikstraße 45 gehört, ist im Eigentum der Grundstücksgemeinschaft Carl Kaess. Mit seiner Lage am Auftakt des neuen Teilquartiers und in direkter Nähe zur Murr soll die Fabrikstraße 45 künftig verschiedene Nutzungen vereinen: zum bestehenden Gewerbehof kann weiterhin produziert und gearbeitet werden, zum Quartierseingang findet sich Platz für Veranstaltungen und Gastronomie und zur Murr hin kann künftig in den oberen Geschossen auch gewohnt werden.
Indem sie das bestehende Gebäude auf seine Tragstruktur zurückführen und von störenden Ein- und Zwischenbauten befreien, legen die Architekten eine robuste Struktur für künftige gewerbliche Nutzungen im Bestand frei. Ergänzt wird das Haus um eine zweigeschossige Aufstockung, die – um 90 Grad gedreht – auf das oberste Geschoss gelegt wird und Wohnungen aufnehmen kann. Die künftigen Bewohner:innen haben Ausblicke auf das Wasser, aber auch zur Innenstadt Backnangs. Zusätzlich kann das Gebäude erweitert werden. Dafür schlagen die Architekten einen neuen Kopfbau nach Osten vor. Dieser kann mit einer Höhe von sieben Geschossen einen bis weit in die Stadt sichtbaren Auftakt im Quartier bilden.
Um das Gebäude mit seinem Umfeld gut zu verzahnen, soll außerdem eine »Werkspassage« im Bestand angelegt werden. Diese führt von einem neuen Platz am Quartiersauftakt im Nordosten durch das Haus bis zu einem neuen Freibereich an der Murr im Südwesten. Nach Osten können Gastronomie und Gewerbebetriebe im Erdgeschoss die Freiflächen zur Murr hin nutzen. Hier berücksichtigt der Entwurf auch den mit der Neugestaltung des Murr-Ufers vorgesehenen Uferweg zum Hochwasserschutz.
Zirkularität: Backnang-West als »urbane Mine«
Zusätzlich soll in Nachbarschaft der Fabrikstraße 45 ein erlebbares Materiallager entstehen. Denn möglichst viel des beim Abriss von Gebäuden im künftigen Quartier Backnang West anfallenden Materials soll beim Bau neuer Häuser wieder verwendet werden: ein Modell für zirkuläres Bauen, das die Stadt als »urbane Mine« versteht. Dafür müssen Materialien zwischengelagert und sortiert werden – idealerweise vor Ort, um lange Transportwege zu vermeiden. Der im Werkstattverfahren ausgewählte Entwurf sieht nun vor, dass über den mehrjährigen Umbau des Areals hinweg ein erlebbares Materiallager als Informationspunkt für das zirkuläre Bauen eingerichtet wird. Eine erste Nutzung für Backsteine aus dem Rückbau der Fassaden des Hauses Fabrikstraße 45 wird im Konzept schon mitgedacht: so könnten diese in die Deckenkonstruktion des neuen Kopfbaus integriert werden.
Der Juryvorsitzende Johannes Ernst aus München erklärt: »Wir sehen in dem von FAR vorgelegten Entwurf für die Transformation eines bestehenden Fabrikgebäudes den idealtypischen, gemischt genutzten Stadtbaustein der Zukunft: Vorhandene bauliche Ressourcen werden effizient als Impulsgeber für ein neues Ganzes genutzt, die verschiedenen Nutzungen Arbeiten, Verwalten, Erfinden und Wohnen sind sinnvoll gemischt und gekonnt wird das frische Bild einer nach vorne schauenden Architektur skizziert.«
Jurymitglied und Amtsleiter des Stadtplanungsamts der Stadt Backnang, Tobias Großmann, ist ebenfalls vom Ergebnis überzeugt: »Der Entwurf von FAR Architekten zeigt auf gelungene und für Backnang beispielgebende Art und Weise, wie der historische Gebäudebestand der Alten Fabrik zur Arbeitswelt der Zukunft an der Fabrikstraße 45 transformiert werden kann. Darüber hinaus wird durch die elegante Aufstockung ein wunderbarer Auftakt zur grün-blauen Insel und in den Werkhof inszeniert.«
IBA’27-Intendant Andreas Hofer sagt: »Es war Liebe auf den zweiten Blick. Das Siegerprojekt hat uns zuerst irritiert, weil es den naheliegenden Gedanken, die Bestandsgebäude aufzustocken, ignoriert und mit der Neunziggraddrehung zeichenhaft Wolkenbügel in den Himmel malt, die dem angestrebten gewerblichen Pragmatismus zu widersprechen scheinen. Bei näherer Betrachtung zeigte sich aber die kluge Rationalität, Eingriffe zu minimieren, Gebäudetiefen für den Wohnungsbau zu optimieren und ein modulares Konzept anzubieten, das in der Weiterentwicklung der Bauträgerschaft vielfältige Optionen bietet, die bestehende Gewerbeliegenschaft zu erweitern und zu ergänzen.«
Werkstattverfahren mit vier Architekturbüros
Wolfgang Kaess, Geschäftsführer der Grundstücksgemeinschaft Carl Kaess, war es wichtig, den Entwurfsprozess zu begleiten und mit den Bearbeiter:innen der Entwürfe in einen Dialog zu treten. Daher wurde als Verfahrensart ein Werkstattverfahren gewählt. Die vier zur Bearbeitung der Aufgabe vorab ausgewählten Büros wurden zunächst vor Ort von der Verfahrensbetreuung, dem Büro ORplan aus Stuttgart, gemeinsam mit dem Statiker Roland Fischer vom Büro schlaich bergermann partner, ebenfalls aus Stuttgart, mit dem Gebäude und dem Areal vertraut gemacht. In einem Werkstatttag wurden die Entwürfe mit der Jury diskutiert und die Aufgabe geschärft. Zum finalen Jurytag durften alle Büros ihre Entwürfe der Jury vorstellen.
Das Ergebnis:
- FAR frohn&rojas Planungsgesellschaft mbH, Berlin, mit: B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH (Fachplanung Energiekonzept und Tragewerksplanung) und Prof. Dipl. Arch ETH/SIA, M. ARCH. Dirk Hebel (Fachplanung Rezykliergerechtes Bauen) --> PDF der Dokumentation (PDF, 9,297 MB)
- feld72 architekten ZT GmbH, Wien, mit: Werkraum Ingenieure ZT GmbH, Transsolar Energietechnik GmbH, materialnomaden, mhd Brandschutz Architekten Müller Häberlen PartGmbB
- Rundgang (gleichwertig):
stammler architekten Part GmbB, Schorndorf
plus bauplanung gmbh, Neckartenzlingen
Quartier Backnang West
Die Stadt Backnang hat mit der Entwicklung des 16,4 ha großen am Rand der Altstadt gelegenen und vormals industriell genutzten Areals eines von derzeit 23 Projekten der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27). Die Entwicklung der Flächen zwischen dem Fluss Murr und der Wilhelmstraße, Fabrikstraße und Untere Au ist eine besondere Chance für die städtebauliche Entwicklung Backnangs. Das Areal soll nach dem Leitbild der »produktiven Stadt« zu einem urbanen und vielfältigen Stadtquartier mit viel nachbarschaftlicher Nähe entwickelt werden. Durch die Nutzungsmischung, Multifunktionalität und ein Denken in Kreisläufen greift das Projekt zentrale Leitthemen der IBA’27 auf.
Das Gesamtprojekt wurde 2022 als Teil der Nationalen Projekte des Städtebaus vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit drei Millionen Euro bedacht. Die Transformation der grün-blauen Insel, die Neugestaltung des Murr-Ufers und des Hochwasserschutzes ist dabei eines der drei Starterprojekte, die aus diesem Topf gefördert werden sollen.
Der Wettbewerb zum Quartier Backnang West
Das Teilnehmerfeld für den städtebaulichen Planungswettbewerb für das Quartier Backnang-West steht: In einem anonymen Auswahlverfahren hat eine Jury aus 103 fristgerecht eingereichten Bewerbungen 18 vielversprechende Büros ausgesucht. Sechs weitere Büros wurden bereits vorab als gesetzte Teilnehmer ausgewählt. Damit werden nun insgesamt 24 Büros eingeladen, Entwürfe für ein lebenswertes und zukunftsfähiges neues Stadtquartier auf dem vormals industriell genutzten Areal am Rand der Backnanger Altstadt zu entwickeln. Das Vorhaben der Stadt Backnang ist seit 2019 Teil des Netzes der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27).
»Der Pool an Teilnehmern für den Städtebauwettbewerb Backnang-West ist nun ausgesprochen vielfältig und international«, sagt der Backnanger Baudezernent Stefan Setzer. Büros unter anderem aus Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Chile, Kolumbien, Polen, Kanada, den USA und der Schweiz sollen nun Ideen und Pläne für das knapp 17 Hektar große Gelände entwickeln. Aus Deutschland sind Büros unter anderem aus Stuttgart, Karlsruhe, Berlin und München vertreten. Die Bandbreite reicht dabei von etablierten Planungsfirmen mit mehreren hundert Mitarbeitern bis hin zu jungen, kleinen Büros. »Das dem Wettbewerb vorgeschaltete Bewerbungsverfahren hat sich bewährt«, so Setzer. »Mit der geballten Expertise und Kreativität der nun eingeladenen Büros bin ich mir sicher, dass wir einen mutigen, zukunftsfähigen und für Backnang gut passenden Entwurf bekommen.«
Mit der Skizzenqualifikation zur Auswahl der Teilnehmer am städtebaulichen Wettbewerb haben die Stadt Backnang und die IBA’27 neue Wege beschritten. Stadtplanerinnen und Architekten aus aller Welt waren aufgerufen, sich mit ersten Ideen zur Zukunft von Backnang-West zu bewerben. Die Einreichungen hatten unterschiedlichste Formate: Zeichnungen, erste Planentwürfe, Comics und Geschichten, wie der neue Stadtteil im Jahr 2050 aussehen könnte. Anhand der Skizzen beurteilten zehn Juroren – drei von der Stadt Backnang, drei externe Fachleute und vier Vertreter der IBA’27 – mit welcher erkennbaren Kreativität und Fachkenntnis sich die Bewerberinnen der Fragestellung und dem Planungsgebiet näherten.
»Backnang hat Mut bewiesen, einen neuen Weg auszuprobieren«, so IBA’27-Intendant Andreas Hofer. »Das anonyme Skizzenverfahren stellt sicher, dass allein Ideenreichtum, Kompetenz und Auseinandersetzung mit dem konkreten Ort für die Auswahl der Teilnehmerinnen ausschlaggebend waren. Damit geben wir auch jungen Büros eine Chance und Bühne.« Die große internationale Resonanz zeige zudem, dass die IBA bereits jetzt über die Grenzen hinweg wahrgenommen werde. »Es ist gelungen, vielversprechende Büros aus der ganzen Welt für die anstehende Planungsaufgabe in Backnang zu gewinnen. Die jungen und internationalen Impulse können Städtebau und Architektur in der Region Stuttgart bereichern und zukunftssicherer machen. Wenn wir diesen Weg zusammen mit vielen Partnern beherzt weitergehen, könnte die IBA in der Tradition des Weissenhofs bis 2027 eine große Strahlkraft entwickeln.«
Der Städtebauwettbewerb für Backnang-West selbst startet Mitte Juli 2020 und soll im April 2021 entschieden werden. Der Auslobung war im Herbst 2019 das ausführlichste Beteiligungsverfahren in der jüngeren Geschichte Backnangs vorangegangen, mit mehreren Bürger- und Expertenworkshops und unter Einbeziehung der Grundstückseigner. Die Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens sind Bestandteil des Auslobungstextes, über den der Backnanger Gemeinderat am 9. Juli 2020 entscheidet. Ausloberin ist die Stadt Backnang in Kooperation mit der IBA’27.
Preisträger des Wettbewerbs
Am Mittwoch, 28.04.2021 fand in der Stadthalle in Backnang die Preisgerichtssitzung zum städtebaulichen Wettbewerb Quartier Backnang West statt. Von den 24 zugelassenen Büros, haben 22 ihre Arbeiten abgegeben. Nach intensiver Diskussion der einzelnen Beiträge, hat die 25-köpfige Jury den Gewinnerentwurf einstimmig zum Sieger gewählt. Das Preisgericht mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Fachwelt, der Verwaltung, der Lokalpolitik, der IBA’27 und unter Vorsitz der Stuttgarter Architektin Jórunn Ragnarsdóttir vergab zudem zwei zweite Preise sowie drei Anerkennungen. Die Bandbreite der Arbeiten war sehr groß und vielfältig, es hat sich gezeigt, dass es sich um eine schwierige und komplexe Aufgabe handelt, die auch ungewöhnliche Lösungsansätze anbietet.
Nachstehend veröffentlichen wir die Wettbewerbsarbeiten, die mit Preisen und Anerkennungen vom Preisgericht belohnt wurden. Das Sitzungsprotokoll können Sie sich hier anschauen. (PDF, 738,9 KB)
1. Preis
Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus Krauth Kumberger Schmidt PartGmbB, Berlin + Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg (Nummer 1007)
2. Preise
StudioVlayStreeruwitz, Wien mit Carla Lo Landschaftsarchitektur, Wien (Nummer 1012)
Steidle Architekten, München, mit grabner huber lipp, freising hamburg (Nummer 1019)
Anerkennungen
Kerstin Höger Architekten GmbH, Zürich mit Urban Catalyst, Berlin (Nummer 1004)
5th Studio, London mit Taktyk landscape architects, Bruxelles (Nummer 1015)
Pool Architekten mit Maurus Schifferli, Landschaftsarchitekt BSLA SIA, Zürich (Nummer 1022)
Beteiligung
Uns interessiert Ihre Meinung. Lassen Sie uns Ihre Fragen und Anregungen zum Entwurf Quartier Backnang West zukommen. Gerne beantworten wir auch Fragen zur IBA‘27 StadtRegion Stuttgart und zum IBA’27-Projekt. Nutzen Sie das Kontaktformular oder schreiben Sie uns eine E-Mail an stadtplanungsamt@backnang.de.
Die Auslobung des Wettbewerbs zum Quartier Backnang West
Mit Beschluss des Gemeinderates vom 9. Juli 2020 wurde die Auslobung des städtebaulichen Wettbewerbs beschlossen. Am 10. Juli 2020 wurden den teilnehmenden Büros die Wettbewerbsunterlagen zur Verfügung gestellt. Den Auslobungstext können Sie sich hier herunterladen (PDF, 5,208 MB).
Im Rahmen eines Auftaktkolloquiums wurde den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben sich das Gebiet anzuschauen und erste Verständnisfragen zur Auslobung zu stellen. Aufgrund der Pandemie konnten nicht alle internationalen Büros vor Ort teilnehmen, daher hat sich die Stadt Backnang zusammen mit der Internationalen Bauausstellung 2027 dazu entschlossen einen Kurzfilm vom Gebiet erstellen zu lassen. Der Film soll den Teilnehmern und der interessierten Öffentlichkeit Eindrücke und Einblicke vom Gebiet geben. Hier können Sie sich den Film in englisch anschauen.
Die Internationale Bauaustellung 2027 StadtRegion Stuttgart hat auf Ihrer Internetseite eine virtuelle Ausstellung zum städtebaulichen Wettbewerb "Quartier Backnang West" eingerichtet.
Backnang und die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA'27)
Das Quartier Backnang West wurde von der Stadt Backnang für die Internationale Bauausstellung 2027 eingereicht. Im Sommer 2019 wurde das Vorhaben seitens der Gremien der IBA‘27 in das IBA’27-Netz aufgenommen. Aus der gesamten Projektsammlung im IBA’27-Netz soll eine Bauausstellung zusammengestellt werden. Ziel ist es, im Jahr 2027 den Besuchern international relevante Beispiele zu präsentieren, die modellhaft neue Ansätze des Bauens, Wohnens und Arbeitens zeigen, die weit über das Präsentationsjahr hinaus in die Zukunft weisen. Gemeinsam mit den Projektträgern will die IBA’27 daher resiliente Gebäude, Strukturen, Prozesse und Formate entwickeln, die in verschiedenen möglichen zukünftigen Welten und in verschiedenen Szenarien funktionieren.
Das Quartier Backnang West wurde am 27.07.2020 offiziell, als eines der ersten 13 IBA’27-Projekt der Internationalen Bauausstellung 2027 ernannt. Die dort aufgenommenen Projekte haben ein besonders großes Potential für eine Weiterentwicklung als Ausstellungsorte im Jahr 2027. Sie werden vom Aufsichtsrat auf Empfehlung des international besetzten Kuratoriums als IBA’27-Projekte ernannt und in der weiteren Entwicklung intensiv vom Team der IBA’27 begleitet. Mehrere besonders anspruchsvolle großflächige Stadtentwicklungsprojekte sollen als IBA’27-Quartiere Ankerpunkte des Ausstellungsjahres 2027 werden. Aus IBA’27-Netz, IBA’27-Projekten und IBA’27-Quartieren wird schließlich die besuchbare Ausstellung kuratiert, die im Jahr 2027 international relevante Zukunftsideen erlebbar macht.
Das Quartier Backnang West
Das „Quartier Backnang West“ liegt in zentraler Lage, westlich der Kernstadt direkt an der Murr. Die ca. 17 Hektar große, ehemals industriell genutzte Fläche, erstreckt sich vom Murrtal-Viadukt bis zur Friedrichstraße. Die Nord-Süd verlaufende Friedrichstraße trennt das Gebiet von der Backnanger Vorstadt und somit von der Altstadt. Das Gebiet blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Entlang der Murr siedelten sich bereits im 19. Jahrhundert verschiedene Industriebetriebe an, deren historische Fabrikgebäude bis heute das Stadtbild prägen. Die Entwicklung des Areals unter Einbindung der erhaltenswerten Industriehallen ist für Backnang eine besondere Chance: Auf einer Fläche, die ungefähr der Größe der angrenzenden Altstadt entspricht, könnte hier ein neues urbanes Quartier mit hoher Dichte entstehen. Durch zeitgemäße Nutzungsmischungen mit Flächen für Kultur, Bildung, Gewerbe und gemeinschaftliche Wohnformen erhöht sich die Attraktivität der Innenstadt. Eine besondere Freiraumqualität schafft zudem die Nähe zum Wasser.
Bürger- und Expertenworkshops
Im Vorfeld der IBA'27 fanden mehrere Bürgerworkshops statt, in welchen sich alle Interessierten bei der Entwicklung des Quartiers Backnang West einbringen konnten. Die Ergebnisse der Bürgerworkshops finden Sie hier.
Parallel zu den Bürgerworkshops finden nicht öffentliche Expertenworkshops statt. Die Ergebnisse der vergangenen Expertenworkshops finden Sie hier.
Die erste Phase der Beteiligung endete am 04.02.2020 mit der Abschlussveranstaltung im Backnanger Bürgerhaus. Die Ergebnisse aus der Bürger- und Expertenbeteiligung wurden in einer Gesamtdokumentation zusammengefasst. Die Gesamtdokumentation finden Sie hier. (PDF, 21,893 MB)
Bildnachweis Kopfbereich: IBA’27 / Idee, Konzept, Design: L2M3/Pentagram / Illustration: Max Guther