In der untenstehenden Karte finden Sie alle wichtigen Organisationen, Sportstätten und Vereine, wählen Sie hierzu einfach im nebenstehenden gelben Bereich den für Sie interessanten Punkt aus.
Die Organisationseinheiten der Stadtverwaltung Backnang finden Sie über das Lupensymbol und den Backnang Stadtplan des Städteverlages hier.
A Bahnhof Backnang
1876 Eröffnung der eingleisigen Eisenbahnstrecke Waiblingen-Backnang. 1877/78 Bau des ersten Bahnhofgebäudes. 1967 Elektrifizierung und zweigleisiger Ausbau der Strecke Stuttgart-Backnang. 1975 Ausbau der Strecke Stuttgart-Backnang. 1975 Neubau des Bahnhofgebäudes. Ab 1981 S-Bahn-Anbindung nah Stuttgart. Ab 2012 nach Marbach.
1844 erfolgte in Cannstatt der Spatenstich für den Bau der ersten Eisenbahnlinie in Württemberg. Sechs Jahre später war die Strecke von Stuttgart nach Friedrichshafen befahrbar.
Es folgten Linien nach Aalen und Heilbronn. Mit der Wahl von Friedrich von Dillenius zum Landtagsabgeordneten des Oberamtsbezirks im Jahr 1870 erhoffte man sich auch in Backnang eine baldige Anbindung an das Eisenbahnnetz, war dieser doch Direktor der württembergischen Verkehrsanstalten. Tatsächlich nahm das Projekt einer Verbindung von Waiblingen über Winnenden nach Backnang schon bald Fahrt auf. 1872 genehmigte der württembergische König Karl I. den Bau der Murrbahn, für den wegen der Topographie große Erdbewegungen notwendig waren. Am 26. Oktober 1876 konnte die eingleisige Eisenbahnstrecke von Waiblingen nach Backnang eröffnet werden. Zügig wurde der Weiterbau der Eisenbahnstecke nach Murrhardt vorangetrieben, die am 11. April 1878 zusammen mit dem neuen Backnanger →Bahnhof eröffnet werden konnte.
Am 8. Dezember 1879 folgte die Eröffnung der Bahnstrecke nach Marbach mit einer langen Brücke über das Maubachtal, wodurch Backnang zu einem Eisenbahnknotenpunkt wurde. Davon profitierte vor allem die Backnanger Lederindustrie: Allein im September 1879 wurden im Bahnhof Backnang 120942 Kilogramm Leder verladen. Umgekehrt wurde nun in großer Menge Rinde für die Gerbereien angeliefert. Als 1880 die Strecke von Murrhardt nach Gaildorf fertig war, gab es eine durchgehende Verbindung von Bietigheim nach Schwäbisch Hall-Hessental.
1882 fuhr der erste Schnellzug nach Nürnberg. Da nun die kürzeste Verbindung von Straßburg nach Nürnberg über Backnang führte, hielt 1910 der Express Paris-Warschau in Backnang. 1912 führte der Orientexpress Paris-Wien über Backnang. Eine ebenfalls geplante Verbindung von Backnang über Welzheim nach Schwäbisch Gmünd wurde allerdings nie ausgeführt.
1912 erhielt die Spinnerei Adolff eine eigene Haltestelle, die bis 1982 in Betrieb war. 1961 wurde die Eisenbahnbrücke über die Weißach durch einen Neubau ersetzt. Die Elektrifizierung der Strecke nach Waiblingen und der zweigleisige Ausbau erfolgten drei Jahre später.
Bei der Eröffnung der Bahnlinie nach Waiblingen am 26. Oktober 1876 gab es in Backnang nur ein provisorisches Bahnhofsgebäude. Es folgte aber schnell der Bau eines repräsentativen Empfangsgebäudes, das bei der Eröffnung der Bahnlinie nach Murrhardt am 11. April 1878 eingeweiht werden konnte. Es hatte eine beachtliche Größe: Zwei dreigeschossige Pavillons verband ein etwas niedrigerer Langbau. Das Erdgeschoss war in Naturstein aufgeführt, die großen Rundbogenöffnungen von fein gehauenen Quadern eingefasst und die oberen Geschosse in Backstein gemauert. Von der Stadt erschloss eine offene Vorhalle in Gußeisenkonstruktion den Bau. In einigem Abstand wurde der Güterbahnhof errichtet, dessen Gebäude heute noch vorhanden sind. 1975 wurde das Bahnhofsgebäude abgebrochen und durch einen eingeschossigen Betonbau ersetzt, in den eine unterirdische Direktverbindung zwischen Erbstetter Straße und den Gleisen integriert wurde. Neben dem neuen Bahnhofsgebäude entstand 1988 der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) mit Parkhaus. 2019 wurde der ehemalige Güterschuppen des Bahnhofs abgerissen und die freigewordene Fläche seitdem für Parkplätze genutzt.
B Technikforum
Ehemalige Montagehalle des Fahrzeug- und Motorenbauunternehmens Kaelble. Seit 2015 Museum für Industriegeschichte mit den Schwerpunkten Kaelble, Spinnerei und Weberei, Gerberei und Leder sowie Nachrichtentechnik. Gleichzeitig Veranstaltungsstätte und Stadtarchiv.
Das Technikforum Backnang ist zugleich Museum, Archiv, Veranstaltungstätte und Technikwerkstatt für Kinder und Jugendliche. Es zeigt in seinen vier Ausstellungsbereichen zahlreiche Exponate der vier prägenden Zweige der Backnanger Industrie- und Handwerksgeschichte: Spinnerei und Weberei, Gerberei und Lederindustrie, Fahrzeug- und Motorenbau Kaelble sowie Nachrichtentechnik. Diese können während der Öffnungszeit oder im Rahmen einer gebuchten Führung besichtigt werden. Das Technikforum wird zudem für Veranstaltungen und Vorträge genutzt und kann für solche Zwecke auch gemietet werden. Kinder und Jugendliche haben außerdem die Möglichkeit, sich bei der Volkshochschule Backnang für Kurse in der Technikwerkstatt anzumelden.
Das Ende 2015 eröffnete Technikforum Backnang ist in einer ehemaligen Fabrikhalle des Fahrzeug- und Motorenbauunternehmens Carl Kaelble untergebracht. Einige der Exponate der vier Ausstellungsbereiche wurden von ehrenamtlichen Mitarbeitern vor der Vernichtung gerettet und zum Teil aufwändig restauriert. Informationen über die Ausstellungsstücke sind während den Öffnungszeiten über QR-Codes auf dem Smartphone oder auf museumseigenen iPads abrufbar, die man sich bei einem Besuch ausleihen kann. Im Obergeschoss des Technikforums werden regelmäßig Sonderausstellungen zu Themen aus den vier Ausstellungsbereichen sowie zur Backnanger Industrie-, Technik- und Sozialgeschichte gezeigt.
Führungen
Nach telefonischer Vereinbarung werden täglich außer sonntags Führungen mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern für Gruppen ab 10 Personen durch ein bis zwei Abteilungen angeboten. Gruppen über 15 Personen werden geteilt. Weiterhin können Sonderführungen oder Themenführungen wie lehrplanbezogene Führungen für Schulklassen oder Kinderführungen mit Aktivteil vereinbart werden. Die Führungen sind kostenlos und können unter Tel. 07191 894-452 gebucht werden.
Technikwerkstatt
Die Technikwerkstatt leistet einen Beitrag zur technischen Bildung. Hier lernen Kinder und Jugendliche unter der Anleitung von engagierten Dozenten den Umgang mit Werkzeug und Material. Das Kursangebot kann über die Volkshochschule Backnang abgerufen werden unter www.vhs-backnang.de oder Telefon 07191 9667-0.
Vermietung
Das Erdgeschoss des Technikforums mit seinem außergewöhnlichen Ambiente ist mit modernster Video- und Audiotechnik ausgestattet und kann als Veranstaltungsort gemietet werden. Weitere Informationen erhalten Sie unter Tel. 07191 894-453.
C Ehemalige Untere Mühle
Mühle schon im Mittelalter erwähnt. Zunächst Nutzung als Getreidemühle, 1870er-Jahre Umbau zu einer Walk- und Lohmühle. 1882/83 Errichtung des schmalen und hohen Backsteingebäudes („Lohmühle Winter“). Heute zu Wohnzwecken genutzt.
Es ist unklar, seit wann am Standort in der späteren Fabrikstraße eine Mühle besteht. Möglicherweise gehörte sie zu den drei bereits 1245 erwähnten Mühlen. Später wurde sie als Ölmühle genutzt und seit dem frühen 18. Jahrhundert (wieder) als Getreidemühle. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer Walk- und Lohmühle umgebaut. Das heute noch bestehende markante Backsteinhaus entstand 1882/83 für Lohmüller Louis Winter nach Plänen von Stadtbaumeister Wilhelm Deufel. Das Lohmühlengebäude wurde bis 1961 zu diesem Zweck genutzt („Lohmühle Winter“) und dient heute zu Wohnzwecken. Mühlkanal und Wehr der ehemaligen Mühle wurden 1957 im Zuge der Murrbegradigung beseitigt.
D Ehemaliges Lehrerseminar
1909 Eröffnung des Lehrerseminars zur Ausbildung von Volksschullehrern. 1934 Nationalpolitische Erziehungsanstalt. 1945 Hilfslazarett. 1946 bis 1952 Durchgangslager für Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Seit 1952 hauptsächliche Nutzung als Schulhaus. Heute Mörike Gemeinschaftsschule. Nach der Erweiterung 1992 zusätzlich Schickhardt-Realschule.
Mit dem kurzen Begriff Seminar bezeichnen viele Backnanger bis heute das Gebäude, das 1906 bis 1909 an der Richard-Wagner-Straße als evangelisches Lehrerseminar errichtet wurde und heute die Mörikeschule und Teile der Schickhardt-Realschule beherbergt. Das markante Jugendstilgebäude prägt mit seinen drei Dachreitern bis heute das Stadtbild. Die bis 1935 bestehende Einrichtung übte große Ausstrahlung auf die Stadt und ihr kulturelles Leben aus. Die Lehrerseminare wurden für die Ausbildung der Lehrer der Volksschulen eingerichtet und galten als Keimzelle der Verbesserung dieser Schulart. Ende des 19. Jahrhunderts herrschte in Württemberg Lehrermangel, dem man durch die Einrichtung eines fünften Lehrerseminars begegnen wollte. Nicht zuletzt dadurch, dass hier seit 1903 in der Gerberstraße 27/29 bereits eine private Präparandenanstalt zur Vorbereitung auf das Lehrerseminar bestand, fiel die Standortwahl auf Backnang.
Am 24. Mai 1909 konnte das nach Plänen von Oberbaurat Albert von Beger errichtete Seminar eingeweiht werden. Es umfasste neben dem Hauptgebäude eine Turnhalle sowie ein Küchengebäude mit Speisesaal und war als Internat eingerichtet. Der Betrieb begann mit drei Kursen und fast 90 Schülern, die von einem neunköpfigen Lehrerkollegium unterrichtet wurden. Die Zahl der Seminaristen schwankte nach dem Ersten Weltkrieg erheblich, sodass zeitweise sogar die Schließung drohte. Zu der kam es 1935, nachdem auch in Württemberg die Hochschulbildung auf die Volksschullehrer ausgeweitet und die Seminare aufgelöst wurden. In den 26 Jahren seines Bestehens wurden im Backnanger Seminar rund 1100 Lehrer ausgebildet. Bereits 1934 war in Räumen des Seminars eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt eingerichtet worden, die bis 1945 bestand. Bei Kriegsende diente das Gebäude den amerikanischen Truppen als Hilfslazarett. Anschließend nutzte man es als Unterkunft für Personen, die sich aufgrund des Krieges außerhalb ihrer angestammten Heimat befanden (Displaced Persons). Ab 1950 wurden Flüchtlinge im Seminar untergebracht, darunter 1953 für einige Monate der spätere Bundespräsident Dr. Horst Köhler. Gleichzeitig konnte ein Teil des Gebäudes für Schulzwecke verwendet werden. 1959 beschloss der Gemeinderat, das Seminar vom Land zu kaufen und es für 20 Klassen der Volksschule auszubauen. Nach Abschluss der Umbauarbeiten konnte 1961 die Mörikeschule und nach einer Erweiterung 1992 zusätzlich die Schickhardt-Realschule einziehen.
E Auf dem Hagenbach
Der Aussichtsplatz auf dem Hagenbach bietet einen schönen Blick auf die Backnanger Altstadt. An dieser hervorgehobenen Stelle wurde 1932 das Bürgerheim als Altenheim der Stadt Backnang errichtet – finanziert durch Spenden des Kaufmanns Eduard Breuninger und des Lederfabrikanten Robert Kaess. Heute gehört das Pflegestift zur Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg.
Seit 1929 gibt es die Bezeichnung Auf dem Hagenbach für den Weg beziehungsweise die Straße zwischen Größeweg und Ludwigstraße. Historisch gesehen, hatte dieses Gebiet allerdings zuvor den Namen Koppenberg. Der Flurname Hagenbach bezeichnete dagegen die Fläche zwischen Aspacher Straße, Größeweg und dem 1888 erstellten landwirtschaftlichen Hofgut Hagenbach. Der Name Hagenbach wurde von Heimatforschern lange Zeit mit einer adeligen Familie und einer Burganlage in Zusammenhang gebracht, was jedoch aufgrund des Fehlens jeglicher schriftlicher Überlieferung mehr als fraglich ist.
Prägend für das Gebiet sind heute die Sportanlagen der TSG Backnang 1846 Turn- und Sportabteilungen mit dem Restaurant „Stadtblick“, das nach einem Brand von 1990 wieder aufgebaute Hofgut Hagenbach mit Bio-Markthalle, Biergarten, Gastronomiegebäuden und Arztpraxen sowie das Alten- und Pflegeheim Bürgerheim. Davor befindet sich ein Aussichtspunkt, der einen schönen Blick auf die Backnanger Altstadt bietet.
Das Bürgerheim ist das zweitälteste Backnanger Altenheim. Die beiden Backnanger Ehrenbürger Kaufhausgründer Eduard Breuniger und Lederfabrikant Robert Kaess stellten für den Bau zusammen 140000 Reichsmark und die Stadt den Bauplatz zur Verfügung. Eröffnet wurde der für damalige Verhältnisse sehr moderne dreigeschossige Flachdachbau am 2. Oktober 1932. Der Entwurf stammt von Oberbaurat Hans Paul Schmohl aus Stuttgart. Das Flachdach und die Betonung der Horizontalen schließen sich Ideen des Neuen Bauens an. Die Verwaltung des Bürgerheimes oblag einem Verwaltungsrat, dem neben Vertretern der Stifter, der Stadtvorstand, der evangelische Pfarrer sowie zwei Bürger der Stadt angehörten. Aufgenommen werden sollten „ehrbare Einwohner beiderlei Geschlechts, die in Backnang mindestens fünf Jahre gewohnt“ hatten. Die Aufnahme erfolgte gegen Kostenersatz. Die Betreuung und Pflege der Bewohner wurde bis 1980 von den evangelischen Schwestern des Herrenberger Verbandes übernommen, wobei eine der Schwestern die Leitung und Aufsicht führte. Etwa ein Jahr nach der Eröffnung hatten 21 Personen eine neue Heimat im Bürgerheim gefunden. 1968 erhielt das Haus einen Aufzug, dessen Bau durch eine großzügige Spende der Familie Kaess möglich geworden war.
Seit 1974 verfügt das Haus über einen Heimbeirat, der von drei Bewohnern gebildet wird. 1996 wurde das Pflegestift Bürgerheim mit 48 Plätzen der Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg übertragen.
F Finanzamt Backnang
1906 bis 1910 Bau als Werk II der Spinnerei J. F. Adolff. 1989 Schließung der Spinnerei. Verkauf an Doblinger Industriebau (DIBAG). Grundlegende Sanierung als Teil des Gewerbeparks Spinnerei. Nutzung durch Finanzamt und verschiedene Dienstleister.
Das Gebäude Spinnerei 48, das heute unter anderem das Finanzamt Backnang beherbergt, wurde zwischen 1906 und 1910 als neues Werk der Spinnerei J. F. Adolff auf Gemarkung Steinbach errichtet. Die Ursprünge des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1832 zurück, als in einer Ölmühle an der Weißach eine mechanische Spinnerei eingerichtet wurde. Zu den daran beteiligten Personen gehörte auch der Tuchscherer Immanuel Adolff aus Backnang. Dessen Sohn Johann Friedrich stieg 1834 in das Unternehmen ein, übernahm es im Jahr 1839 vollständig und gab ihm den Namen Spinnerei J. F. Adolff.
Die nächsten Jahrzehnte waren geprägt durch die Umstellung des Betriebs von der Lohn- zur Verkaufsspinnerei und der Einführung des Baumwollspinnens. Mit der Aufstellung einer ersten Dampfmaschine im Jahr 1863 konnte sich die Spinnerei Adolff nach und nach von der bis dahin genutzten Wasserkraft unabhängig machen und läutete damit eine Phase der Industrialisierung ein, die durch den Eisenbahnanschluss Backnangs in den Jahren 1876 bis 1879 noch erheblich verstärkt wurde. In den rund 30 Jahren danach entwickelte sich das Unternehmen unter der Leitung von Eugen Adolff zu einer der größten Spinnereien im Deutschen Reich und zog ein für Backnang einzigartiges Bauprogramm durch, das die Größe der Fabrikanlage bis 1910 mehr als verdreifachte. Die Zahl der Beschäftigten betrug Ende 1911 bereits 520, darunter auch zahlreiche auswärtige Fabrikarbeiterinnen, die im eigens dafür errichteten „Marienheim“ untergebracht waren.
1912 bekam die Spinnerei Adolff sogar eine eigene Bahn-Haltestelle „Backnang-Spinnerei“, die zu einem deutlichen Anstieg der Pendlerzahlen führte. 1939 beschäftigte die Spinnerei Adolff rund 1650 Mitarbeiter, was zu der Zeit fast einem Drittel aller in Backnang Beschäftigten entsprach. In Ehingen baute man 1958 die damals modernste Baumwollkammgarnspinnerei Europas, in Backnang brachte man 1963 die Streichgarnspinnerei produktionstechnisch auf den neuesten Stand. 1964/65 errichtete die Spinnerei Adolff in Berlin eine Halbkammgarnspinnerei – der erste Neubau eines Industrieunternehmens nach dem Mauerbau. Der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin Willy Bandt bezeichnete dies als „mutige unternehmerische Tat“. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte man insgesamt 3471 Mitarbeiter, davon 2305 in Backnang. Mitte der 1970er-Jahre war die Adolff-Firmengruppe mit etwas über 8000 Mitarbeitern und rund 400 Millionen DM Umsatz die drittgrößte Textilgruppe und die mit Abstand größte Spinnerei in Deutschland.
Um der zunehmenden Konkurrenz der Niedriglohnländer zu begegnen, investierte die Spinnerei Adolff in neue Produktionsbereiche. Sie brachte mit der Polital-Faden- und Gewebetechnik sowie dem Poligras-Kunstrasen zwei völlig neue Fertigungsbereiche auf den Markt. Vor allem der Bereich Poligras entwickelte sich positiv, konnte man doch für die Olympischen Spiele 1980 in Moskau zwei Sportfelder liefern. In diesem Jahr entstand auf der Sportanlage Büttenenfeld (heute: Karl-Euerle-Sportanlage) in Backnang auch das erste Poligras-Spielfeld in Baden-Württemberg. Die Verluste aufgrund der Umsatzrückgänge bei Garnen versuchte man durch die Vermietung von frei gewordenen Produktionsflächen auszugleichen, was jedoch nicht gelang. Im August 1989 gab die J. F. Adolff AG die Schließung ihres Produktionsstandortes Backnang bekannt. Das Werksareal wurde an den Münchener Investor Doblinger Industriebau (DIBAG) veräußert, der daraus einen Industrie- und Gewerbepark schuf. 1991 ging die Spinnerei Adolff schließlich in Konkurs.
G Stadthalle Backnang
1938 als Sport- und Festhalle eröffnet. Erbaut nach Plänen des Backnanger Architekten Otto Nußbaum. Giebelfront mit Bild des Backnanger Kunstmalers Hermann Erlenbusch, das die damals vorherrschende Ideologie der Nationalsozialisten in Bezug auf Geschlechterrollen versinnbildlicht.
H Auferstehungskirche Waldrems-Heiningen
1956 wurde eine gemeinsame Pfarrstelle für Waldrems-Maubach-Heiningen eingerichtet. 1959 konnte die Auferstehungskirche Waldrems-Heiningen nach Plänen von Architekt Peter Haag, Schorndorf eingeweiht werden. Das Kruzifix stammt von Bildhauer Ulrich Henn (Stuttgart), die Glasfenster von Glasmaler Hans Gottfried von Stockhausen (Waldenburg) und die Orgel von der Firma Walcker (Ludwigsburg). 1967 wurde die Kirche durch einen Gemeindesaal ergänzt. 2001 konnte das umgebaute und erweiterte Gemeindehaus eröffnet werden.
I Backhaus Heiningen
1867 ließ die Gemeinde Heiningen eine „Remise zur Aufbewahrung von Feuerlöschgerätschaften“ bauen und darin wenig später einen Gemeindebackofen einrichten. Dieser wurde an einen „Backmeister“ verpachtet, der ihn von den Dorfbewohnern gegen eine „Backgebühr“ benutzen ließ. Seit 1905 war im Gebäude auch noch eine Viehwaage untergebracht. Heute wird das sanierte Backhaus sowohl von privater Seite als auch bei Festen genutzt.
J Dorfscheuer Heiningen
In unmittelbarer Nähe zum Schulhaus/Rathaus stand ursprünglich ein landwirtschaftliches Anwesen bestehend aus Wohnhaus und Scheuer unter einem Dach mit verschiedenen Anbauten. 1952/53 wurde die spätere Dorfscheuer erbaut. 1989 kam es zum Abriss des Wohnhauses und zwei Jahre später konnte der neugestaltete Dorfplatz eingeweiht werden. 2016 fand die mit hohem ehrenamtlichen Einsatz vieler engagierter BürgerInnen vorgenommene Renovierung der Dorfscheuer ihren Abschluss. Sie bietet einen Versammlungsraum für bis zu 150 BesucherInnen.
K Gasthaus "Krone" Heiningen
Bereits im 19. Jahrhundert wird mit Jacob Braun ein „Kronenwirt“ genannt. Allerdings war der Betrieb der Gastwirtschaft nur eine Nebentätigkeit und wurde wieder eingestellt. Im Jahr 1959 eröffnete Friedrich Unger die „Krone“ erneut, die 1974 durch Um- und Anbau erweitert wurde. Ende 2021 wurde das Gasthaus wieder geschlossen.
L Gasthaus "Rössle" Heiningen
Schon Mitte des 18. Jahrhunderts wird in den Kirchenbüchern ein „Rößleswirt“ genannt. Die Wirtschaft befand sich allerdings im Bereich der heutigen Esslinger Straße 8. 1873 eröffnete der Krämer Jakob Schif in seinem Wohnhaus in der heutigen Tübinger Straße 31 die Schankwirtschaft „Rössle“, die sich seit 1880 im Besitz der Familie Schlipf befand. 1959/60 wurde das Gebäude abgerissen und neu erbaut. Heute befindet sich darin das „Restaurant Rössle“.
M Milchhäusle Heiningen
1912 wurde die Milchsammelstelle Heiningen im Gebäude spätere Bietigheimer Straße 2 eingerichtet. Die Milch wurde anschließend an Privathändler nach Stuttgart geliefert. 1930 erfolgte der Neubau des Milchhäusles – ein „ohne eigene Wand“ an das Gebäude spätere Bietigheimer Straße 1 „angebautes 1stockiges Milchhaus“. 1933 erfolgte die Gründung der Milchverwertungsgenossenschaft Heiningen, die ihre Milch bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1984 unter anderem an Südmilch und zuletzt an die Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall lieferte.
Markgrafenhof
Benannt nach den Markgrafen von Baden, in deren Herrschaftsbereich Backnang zwischen 1070 und 1300 gehörte. Sie gründeten hier vor 1116 ein Augustiner-Chorherrenstift, bauten Backnang zur Stadt aus und nutzten die Stiftskirche bis Mitte des 13. Jahrhunderts als Grablege.
Michaelsstaffel
Erinnert an die frühere Michaelskirche, von der heute noch der Gotische Chor aus dem 13. Jahrhundert im unteren Teil des Stadtturms vorhanden ist. Das ehemalige Kirchenschiff blieb nach dem Stadtbrand 1693 als Ruine liegen und wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch das sogenannte Turmschulhaus (heute: Galerie der Stadt Backnang) ersetzt.
N Schulhaus/Rathaus Heiningen
Ursprünglich 1826 als Schulhaus erbaut. 1895 erfolgte der charakteristische Turmaufbau. Nach der Eröffnung der Talschule im Jahr 1965 wurde das nun frei gewordene Gebäude umgebaut und anschließend als Rathaus genutzt. Zuvor war die Gemeindeverwaltung in einem anderen, heute nicht mehr vorhandenen Gebäude untergebracht (Bereich heutige Horber Straße 1). Seit der Eingemeindung Heiningens nach Backnang 1972 wird das ehemalige Schulhaus als Sitz der Stadtteilgeschäftsstelle genutzt.
01 Historisches Rathaus
Das historische Rathaus, welches das Stadtbild von Backnang prägt, ist heute noch Sitz eines Teils der Stadtverwaltung. 1599 bis 1601 Bau des Rathauses. 1693 Zerstörung beim Stadtbrand bis auf den steinernen Renaissanceunterbau. 1716/17 Wiederaufbau als Fachwerkgebäude nach Plänen des württembergischen Landesbaumeisters Johann Ulrich Heim. Amtssitz des Oberbürgermeisters. 1981 Brunnen zur Erinnerung an den "Backnanger Gänsekrieg" 1606 bis 1612.
Das historische Rathaus ist Amtssitz des Oberbürgermeisters und eines Teils der Stadtverwaltung. Das freistehende Gebäude erhebt sich an der winkelförmigen Platzanlage, die aus „Marktplatz“ und dem Platz „Am Rathaus“ gebildet wird. Der Bau wurde zwischen 1599 und 1601 nach Plänen des württembergischen Landesbaumeisters Georg Beer, dem Architekten des Stuttgarter Lusthauses, errichtet. Beim Stadtbrand von 1693 wurde das Rathaus bis auf den steinernen Erdgeschosssockel und die darunter liegenden Keller mit den beiden Gefängniszellen zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1716/17.
Über dem steinernen Erdgeschoss mit großen Bogenöffnungen erheben sich zwei Fachwerkgeschosse und der über drei Geschosse reichende Dachstuhl. Die vordere Giebelseite wird von einem achtseitigen Dachreiter mit geschweifter Haube mit Laterne und Wetterfahne bekrönt. Das Fachwerk ist reichhaltig gegliedert. Besonders die Felder unter den Fenstern im zweiten Stock weisen verschiedene Zierformen auf. Die 1725/26 angebaute Dachgaube mit großem Tor an der rechten Seite diente als Zugang für den im Dach untergebrachten Kornspeicher. Ursprünglich muss man sich das Erdgeschoss als offene Halle vorstellen, worauf noch die großen Bogenfenster hinweisen. Aus den Jahren 1599/1601 stammen die Renaissance-Konsolen mit Köpfen. Besonders hervorzuheben sind die aufwändigen Eckkonsolen. Im historischen Rathaus gab es in früheren Zeiten zwei Gefängniszellen: die untere Zelle für Malefikanten (Kapitalverbrecher) während der Untersuchungszeit, die obere Zelle für Bürger, die sich kleinere Vergehen zuschulden kommen lassen hatten und nun mit einer kurzen Arreststrafe büßen mussten. Allerdings war die untere Zelle nur durch die obere zu erreichen, so dass die Bürger, die oben eine Ordnungswidrigkeit absaßen, mit den Schwerverbrechern unten quasi in einer Zelle waren, was zu zahlreichen Beschwerden führte.
Das Erdgeschoss des Rathauses wurde ursprünglich als Markthalle genutzt. Im ersten Stock fanden Tuchmärkte und Tanzveranstaltungen statt. Nur das zweite Geschoss war unterteilt und wies die beiden Ratsstuben auf. Noch aus dem frühen 18. Jahrhundert stammt die Inschrift über der Tür zur großen Ratsstube: „Bey 1 f Straff soll sich Keyner vor die dühren stellen“. Diese Inschrift aus der Zeit der Nichtöffentlichkeit der Ratssitzungen wandte sich gegen Lauscher an der Türe. 1884 erfolgte eine grundlegende Renovierung der Rathaus-Fassaden durch Oberamtsbaumeister Christian Hämmerle. 1937 gestaltete Architekt Rudolf Lempp die beiden Ratssäle neu. 2009/10 kam es zu einer Generalsanierung des historischen Rathauses, wobei unter anderem der Braunton des Fachwerks durch einen Rotton ersetzt wurde. Auch in einigen der Stadtteile sind noch historische Rathäuser vorhanden, die von den Stadtteilgeschäftsstellen genutzt werden.
02 Ehemaliges Stadthaus
Das ehemalige Stadthaus im Herzen der Backnanger Altstadt wurde 1625 für den Vogt Jacob Bestlein erbaut. Nach dem Stadtbrand von 1693 wieder aufgebaut, war es zunächst weiter der Amtssitz des Vogts, ehe es im 19. Jahrhundert als Oberamtsgebäude und von 1877 bis 1921 als Postamt genutzt wurde. Danach diente es als Gebäude der Stadtverwaltung (Stadthaus). Seit 2006 ist es in Privatbesitz und beherbergt unter dem Namen „Alte Vogtei“ ein aufwendig saniertes Hotel.
Das 1625 nach Plänen des württembergischen Stadtbaumeisters Heinrich Schickhardt erbaute Gebäude wurde beim Stadtbrand 1693 bis auf den gewölbten Keller zerstört und 1699 wieder aufgebaut. Mitte des 18. Jahrhunderts diente es zunächst als Sitz des Vogts und später der Behörden des Oberamts. Nach dem Umzug der Oberamtsverwaltung ins umgebaute Schloss im Jahr 1877, wurde das Gebäude zur Post. Nach deren Auszug 1921 nutzten es zunächst das Staatsrentamt (Liegenschaftsamt des württembergischen Staates) und ab 1927 der neue Eigentümer, die Stadt Backnang, als Verwaltungsgebäude („Stadthaus“).
2005 erwarb die Firma Fuhrmann & Benignus das historische Gebäude und sanierte es grundlegend. Dabei wurde das Gebäude, dessen Fachwerk 1968 freigelegt worden war, wieder verputzt und erhielt eine Bemalung mit barockisierenden Elementen. Außerdem wurde der Krüppelwalm entfernt und das Dach entsprechend den umstehenden Gebäuden zu einem Satteldach ergänzt. 2009 erfolgte schließlich die Eröffnung des Hotels „Alte Vogtei“. Eigentümer des Gebäudes ist der ehemalige deutsche Fußballnationalspieler Mario Gomez.
03 Marktplatz
Der Marktplatz wurde schon in früheren Zeiten für Wochen- und Jahrmärkte genutzt. Er war zudem der zentrale Versammlungsort der Bürger mit Wachthäuschen, Driller und Pranger. Von 1876 bis 1878 wurde er komplett neugestaltet. Heute finden auf dem Marktplatz Veranstaltungen wie das classic-opern-air oder das Straßenfest statt.
Durch die Lage der Innenstadt am Hang hat der Marktplatz ein starkes Gefälle. Die Trichterform entstand durch den Verlauf der Straße vom oberen Tor und die Treppen zur Stiftskirche. So verlaufen die beiden Häuserzeilen schräg zueinander. Der Marktplatz wird beherrscht durch den über dem Platz aufragenden Stadtturm. Ursprünglich befand sich dort die Michaelskirche. Das jetzt an den Turm angebaute Fachwerkhaus wurde als so genanntes Turmschulhaus errichtet. An der oberen Ecke des Platzes und dem Übergang zur Marktstraße erhebt sich die ehemalige Obere Apotheke.
Das untere Ende des Platzes bildet das mächtige Rathaus mit seinem Uhrtürmchen. Dort geht die Fortsetzung der Marktstraße weiter Richtung Sulzbacher Brücke. Am Rathaus knickt der Platz nach Westen ab. Dieser Platz wird heute „Am Rathaus“ genannt. Mittwochs und samstags findet hier und in der benachbarten Uhlandstraße der Wochenmarkt statt. Die Gebäude um den Marktplatz sind größtenteils Fachwerkhäuser aus dem frühen 18. Jahrhundert, die nach dem Stadtbrand von 1693 neu errichtet wurden und steile Giebel vorweisen. Die Keller unter den Gebäuden sind teilweise noch aus dem Mittelalter – diese hatten den Stadtbrand überstanden, allerdings hat man die Häuserfluchten etwas begradigt. Für starke Veränderungen sorgte 1876 bis 1878 die Marktplatzkorrektion, bei der die alten Brunnen verschwanden.
Damals wurde auch das Wachthäuschen verkleinert, das schließlich 1893 ganz abgerissen wurde. Markant ist die Treppenanlage, die zur Stiftskirche hinaufführt. Der Verschönerungsverein stiftete 1912 einen Brunnen. 1924 wurde als Stiftung des Lederfabrikanten Fritz Schweizer das Kriegerdenkmal vor dem Turmschulhaus aufgestellt. Der Marktplatz wird auch für große Veranstaltungen wie das Straßenfest oder das Classic Open Air genutzt. Außerdem findet auf dem Marktplatz der Weihnachtsmarkt statt.
04 Marktbrunnen
Der Marktbrunnen ist der letzte der drei historischen Brunnen im Umfeld des Rathauses. Er wurde im Jahre 1912 vom Verschönerungsverein als Zierbrunnen ausgestaltet und zeigt eine von Bildhauer Emil Kiemlen geschaffene Figur eines Wassermanns mit Ammonit.
Zahlreiche Brunnen sorgten früher für die Versorgung der Einwohner mit Trinkwasser. Auf dem Platz am Rathaus wurde 1587 der sogenannte Löwenbrunnen mit großem Achtecktrog und einem mit Reben umwundenen Balusterstock mit einem das Stadtwappenschild haltenden Löwen errichtet. Im 19. Jahrhundert wurde der Brunnen allerdings entfernt.
Direkt am Rathaus war zudem ein Brunnen mit Viehtränke angebaut. Auch für den Stiftshof sind zwei Brunnen überliefert, die ebenfalls im 19. Jahrhundert zugeschüttet wurden. Im Bereich des heutigen Adenauerplatzes befanden sich beim Gasthaus „Rößle“ eine Wette (Feuersee) und zwei Brunnen. 1875 erfolgte die Wasserversorgung der Stadt durch 14 laufende und 47 Pumpbrunnen. Nachdem seit dem frühen 20. Jahrhundert die Wasserversorgung über Wasserleitungen ausgebaut wurde, entfernte man nach und nach alle Brunnen.
Die neueren Brunnen in der Stadt dienen heute vor allem dekorativen Zwecken. Der Verschönerungsverein schenkte der Stadt 1912 einen Jugendstilbrunnen in einem Gewölbe unter der Staffel am Marktplatz. Dieser zeigt eine von Bildhauer Emil Kiemlen geschaffene Figur eines Wassermanns mit Ammonit. Auch in den Stadtteilen und Teilorten gibt es eine Vielzahl von Brunnen, die errichtet wurden, um die zentralen Plätze zu beleben.